Im Frühjahr 1913 immatrikuliert er sich an der Universität Zürich. Noch im selben Jahr nimmt er an einer von Gauchat und Jud geleiteten Exkursion des Romanischen Seminars nach Graubünden teil. In den Sommern 1915 und 1916 unternimmt er drei Forschungsreisen (Bünden, Tessin und Westschweiz) im Rahmen der Erarbeitung seiner Dissertation, die er 1918 zum Abschluss bringt.
Im Frühjahr 1919 schliesslich ergeht an den frisch Promovierten die Anfrage Juds, «für ihn und Jaberg in Italien zu reisen, um für einen zu schaffenden italienischen Sprachatlas die Mundartaufnahmen zu machen» (Scheuermeier). Nach der begeisterten Zusage des damals 31jährigen bildeten Jaberg und Jud ihn im Sommer 1919
in zahlreichen Besprechungen und praktischen Übungen [...] in der Methode der Aufnahme lebender Mundarten weiter aus und machten ihn mit den speziellen Zielen eines linguistischen Atlasses bekannt. Nachdem wir uns dabei ein aussergewöhnlich günstiges Urteil über die wissenschaftliche, moralische und physische Eignung von Herrn Dr. Scheuermeier erworben hatten, hielten wir es für angezeigt, mit ihm einen Vertrag abzuschliessen, der seine Aufgaben, Pflichten und Rechte gegenüber der Unternehmung fest umschreibt (Jaberg / Jud, Schreiben an den Vorstand des Kuratoriums der Stiftung für wissenschaftliche Forschung an der Universität Zürich, 1920).
Im November 1919 beginnt Scheuermeier schliesslich mit den Sprach- und Sachaufnahmen für den AIS. Sein von Jaberg und Jud vorgezeichneter Weg führt ihn zunächst nach Graubünden und ins Tessin, im Frühjahr 1920 überschreitet er dann die Grenze nach Italien. Anstatt der ursprünglich angesetzten zwei Jahre für die Exploration der Südschweiz und Oberitaliens wird Scheuermeier letztendlich bis April 1925 im Auftrag des AIS unterwegs sein. In diesem Zeitraum führt er bis hinunter nach Rom insgesamt 306 Aufnahmen durch.
Mit der Rückkehr in die Schweiz und dem Antritt einer Stelle als Gymnasiallehrer in Bern ist Scheuermeiers Mitarbeit am AIS allerdings keineswegs beendet. Zusammen mit den «Atlasvätern» Jaberg und Jud war während der Explorationszeit ein «Drei-Bund, eine Art wissenschaftlicher Rütli-Bund» (Jud) entstanden. Scheuermeier verwendet die Ferien der folgenden Jahre darauf, zusammen mit dem Berner Kunstmaler Paul Boesch auf das Sachliche gerichtete Ergänzungsreisen durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Forschungen gehen in die Publikation des Bauernwerks (1943) ein, das Scheuermeiers Namen im Zusammenhang mit der Arbeit am AIS bekannt macht. Die insgesamt zwei Bände - der zweite erscheint 1956 - präsentieren mit insgesamt 873 Fotografien und 922 Zeichnungen und Holzschnitten (von Boesch) die sachkundliche Materialsammlung der Exploratoren.
Das AIS-Archiv der Universität Bern verwaltet und konserviert alle wichtigen Materialien, die in Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Schaffen Paul Scheuermeiers stehen.
(Biographische Angaben nach: Karin Rautmann, Die Entstehung des «Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz» AIS. Einblick in einen Forschungsprozess, Magisterarbeit, Universität Hamburg, 1993)